Der Monat November bringt für viele Menschen das Empfinden der Dunkelheit und Einsamkeit mit sich. Die Tage werden unaufhaltsam kürzer, kälter und grauer. Die Bäume verlieren die bis vor kurzem noch bunten Blätter, die nun braun zur Erde fallen. Obwohl dieser Monat ganz schön aufs Gemüt schlagen kann, birgt er doch in den kirchlichen Feiern, die er enthält, schon Antworten auf die Fragen des: „Warum dieses Verlieren und Absterben?“ Kein Frühling ohne vorausgehenden Winter, kein Neubeginn ohne vorherige Zerstörung, kein neues Leben ohne vorausgegangenes Sterben und Tod.

Wir beginnen diesen Monat mit einem frohen Hochfest, an dem wir Gott danken, dass er seine Verheißung wahr gemacht hat und uns nicht im Dunkel des Todes lässt. Am Allerheiligenfest (1.11.) feiern wir, dass Gott schon so viele in seine Herrlichkeit gerufen hat, dass er ihr Leben  gerade nicht verloren und vergeblich bleiben ließ, dass er es nicht braun und trocken zur Erde fallen ließ, ohne Fruchtbarkeit, sondern es vollendet in Ewigkeit und Fülle. Darum schreibt der Hl. Franz von Sales: “Die Zeit Gott zu suchen, ist dieses Leben. Die Zeit zu finden, ist der Tod. Die Zeit  Gott zu weilen, ist die Ewigkeit”.

Heiligkeit ist das Ziel, dem wir alle entgegengehen. Der Weg dorthin aber ist das sich tägliche Bemühen, das sich tägliche Abstrampeln, Aufraffen und Neubeginnen. Die Lebensgeschichten der Heiligen zeigen uns einen Weg auch für unser Leben hier auf dieser Welt. So ist Allerheiligen tatsächlich ein Freudenfest, denn es ist ein Fest der schon zur Vollendung gelangten Menschen.

Schon der nächste Tag (2.11.)  leitet uns hinüber zum Gedenktag Allerseelen. Wir begeben uns auf die Friedhöfe und wir gedenken an den Gräbern jener Menschen, die mit uns gelebt haben, und die uns schon in die Ewigkeit vorausgegangen sind. Der Trappist und Eremit Thomas Merton (1915–1968) schreibt: »Die Seele ist in ihrem Ursprung nicht beschränkt auf das, was im Rahmen des Lebens liegt. Der Tod löscht ein Verhältnis nicht aus, nein, er stellt es in einen anderen Zusammenhang. Keiner von uns ist völlig in diesem Dasein zu Hause, unsere Seele ist immer versucht, die Bande in den Beschränkungen dieser Welt zu brechen.«

Wenn wir an unsere Verstorbenen denken, erinnern wir uns an das Gute, das sie einmal getan haben. So wird eine Brücke gebaut von der Zeit in die Ewigkeit, Kerzen werden angezündet, Gebete gesprochen. Das Grab ist nicht Gottes letztes Wort an uns Menschen. Im Tot, so glauben wir, fallen wir in die offenen Arme Gottes. Deshalb sind die Gräber unserer Angehörigen nicht Orte, die wir meiden müssen. Wir können immer an diese Orte kommen, weil gerade die Ruhe der Gräber uns etwas für unser Leben und unsere Zukunft sagen kann.

In diesem Sinne laden wir Sie ein, diese beiden Feiertage bewusst zu erleben und zu feiern. Ich möchte einen beson­deren Akzent auf Allerseelen setzen. Am 2. und 3. November werden wir für alle Verstorbenen unserer Pfarrgemein­de und besonders für alle, die wir seit letzten Allerheiligen zu Grabe getragen haben, beten.