Fronleichnam – komisches Wort – Als Kind dachte ich immer daran, dass man froh und glücklich über eine Leiche, den Tod sein soll. Seltsam. Nein, es geht um etwas anderes: Um „Corpus Christi“ den Körper des Herren!

Nach der Passion, dem Leidensweg Christi mit Demütigungen, Verfolgungen, Aburteilung und Hinrichtung, Tod und Auferstehung, Trauer und Verzweiflung, flüchtige Begegnung auf dem Weg nach Emmaus, Himmelfahrt und das Gefühl ganz allein gelassen zu sein. Dann die erneute Wende an Pfingsten. Da ist ja der Geist, den wir spüren, der uns bewegt! Der bleibt! Und jetzt wird es wieder handfest und gegenständlich: Der Körper Christi!

Fronleichnam bedeutet, die wirkliche Gegenwart, die wahre Gegenwart Jesu, seines Leibes und Blutes im Brot und Wein der Eucharistiefeier freudig zu feiern. In der biblischen Sprache stehen die Begriffe „Körper“ oder „Fleisch“ für den ganzen Menschen. Wenn Jesus heute mit den Aposteln das Abendmahl feiern und in der heutigen Sprache ausdrücken würde, was er vor den Opfergaben von Brot und Wein sagen möchte, würde er wahrscheinlich sagen: „Das bin ich. Das bin ich für euch.“

Wie sehr uns dieses Brot prägen möchte, bringt der heilige Augustinus zum Ausdruck, wenn er sagt: „Sei, was du siehst, und empfange, was du bist: den Leib Christi.“ Die Realpräsenz der Eucharistie muss Konsequenzen haben, sie will uns in den Leib Christi verwandeln. Wer wirklich in die eucharistische Schule geht, beginnt zu teilen: Brot, Zeit, Leben, Erfahrungen, Hoffnung, Glauben. Die Eucharistie wird nur dort wirklich gefeiert, wo seine Gegenwart unser Leben erreicht und uns dazu bringt, sie mit anderen zu teilen.

Am Sonntag, 22. Juni: Was wir das ganze Jahr hindurch im Gotteshaus feiern und verehren und gläubig empfangen, das tragen wir an Fronleichnam hinaus in die Öffentlichkeit. Das Allerheiligste, sonst ehrfurchtsvoll in der Kirche verwahrt, wird heute auf Straßen und Plätzen jedermann gezeigt. Es kommt in unsere Welt, in unseren Alltag, dorthin, wo wir leben und arbeiten und wohnen.

Wenn wir mit dem Allerheiligsten durch die Straßen ziehen, bekennen wir uns öffentlich zu Jesu Christus, geben wir Zeugnis für ihn inmitten einer säkularisierten Welt. IHN grüßen wir, IHM singen wir Lieder, IHN beten wir an im hl. Sakrament des Altares.